Was wäre ein Gottesdienst ohne Musik?!

von Livia Sold und Harald Schwalbe

Still. Weniger lebendig vielleicht. Anders jedenfalls. Musik gibt es an ganz vielen Stellen und in vielen Formen im Gottesdienstablauf.

Wir schreiben mal was dazu - und Sie können uns an kirchenkram@gmx.de schreiben, was Sie dazu denken. Oder was Sie sich für Musik in der Kirche wünschen.

Vielleicht lässt sich ja etwas davon umsetzen?



Musik in der Kirche… da spielt die Orgel, oder?

Die Musik gibt dem Gottesdienst einen festen und festlichen Rahmen.

Oft spielt die Orgel, meistens dann aus dem Kirchenliederbuch, dem „Gotteslob“. Darin gibt es viele Lieder, manche sind mehrere Jahrhunderte alt, manche stammen „aus unserer Zeit“. Im Gotteslob stehen viele Lieder nach dem Ablauf des Gottesdienstes geordnet. Es gibt Lieder zum Beginn, zum Kyrie, zum Gloria…, eine große Auswahl an musikalischen Möglichkeiten bis zum Schlusslied.

Zu manchen Gottesdiensten gibt es auch andere Musik - da ist alles möglich, was an nur gibt an Instrumenten. Aber auch die Orgel kann mehr als nur den Gemeindegesang zu begleiten und auch heute noch werden Orgelstücke geschrieben, auch sehr moderne.

Die Orgel ist ein sehr vielseitiges Instrument und hören Sie doch mal hier rein: "Sowas" gibt es ab und zu auch in St. Bonifatius zu hören.

Manche Lieder haben ungewöhnliche Texte…

Zur Eucharistiefeier gehören auch Gesänge, mit denen die Gemeinde einen Teil zu den rituellen Handlungen beiträgt. Die Texte sind sehr alt und sehr symbolisch. Die Lieder, die daraus gemacht wurden und werden, sind manchmal gar nicht so alt, aber die symbolischen Worte darin sind wichtig.

Über die Bedeutung einiger dieser Lieder, dem „Heilig“ und dem „Lamm Gottes“ schrieben wir schon hier.

Vielleicht sind die Texte durch die symbolischen Worte nicht so leicht zu verstehen. Sie verwenden aber oft eine Bildsprache, die eine Idee von ihrem Inhalt vermittelt.

Wer möchte, kann es einfach mal ausprobieren, wie es ist, sich darauf einzulassen. Jeder kann für sich die Texte lesen oder hören und eigene Bilder dazu in sich entstehen lassen.

Ist genau festgelegt, was wann gesungen wird?

Im Ablauf eines Gottesdienstes gibt es viele Stellen, an denen ein Lied gesungen werden kann. Sie sind Teil des Geschehens und begleiten und beschreiben und ordnen das, was geschieht.

Im Lied zur Gabenbereitung geht es zum Beispiel oft um Brot und Wein. Auch hier gibt es oft Bildsprache, z.B. dass die Christen sind wie Getreidekörner, die zu Mehl und zu Brot werden. So sind sie untrennbar miteinander verbunden, das einzelne Körnchen ist nicht mehr erkennbar, aber jedes ist wichtig, sonst gibt es ja kein Brot. Und in dieser Form, als Brot, können sie Nahrung sein für andere. Als Körnchen im Prinzip ja auch schon, aber als Brot noch viel besser.

Es muss aber nicht immer ein Lied gesungen werden. Die Aufgabe des Liedes wird dann von einem Text, zum Beispiel einem Gebet, übernommen. Es funktioniert auch „in die andere Richtung“, wenn zum Beispiel das Gebet „Vater unser“ gesungen statt gesprochen wird. Die Musik „verschönert“ den Inhalt, aber der Inhalt ist wichtiger als die Form.

Warum ist Musik wichtig im Gottesdienst?

Musik ist eine Form, Gefühle auszudrücken und erzeugt Gefühle in Menschen. Ein fröhliches Lied zum Beginn oder zum Abschluss des Gottesdienstes löst in mir ein ganz anderes Gefühl aus als zum Beispiel die Klagelieder oder der stille Abschluss der Liturgie am Karfreitag.

Manchmal traue ich mich nicht, Gefühle zu zeigen. Durch Musik werden aus Gedanken Emotionen.

Die Lieder werden für jeden Gottesdienst neu und immer so ausgesucht, dass sie zum Inhalt des Gottesdienstes passen. Zu Familiengottesdiensten zum Beispiel singen wir oft Lieder, die mit leicht zu lernenden Melodien und mit Texten in der Sprache unserer Zeit von unserem jeweiligen Thema erzählen.

Die Musik hilft so dabei, das noch besser zu verstehen, was Gott uns in der Bibel sagen will. Vieles davon lässt sich besser verstehen, wenn man es fühlt, statt es nur zu hören oder zu lesen.

Kirchenmusik… ist das nicht irgendwie altmodisch?

Vielleicht eher zeitlos. Musik zu machen, das ist so alt wie die Menschheit selbst. Menschen verwenden Rhythmus und Melodien, um sich auszudrücken und mit anderen Menschen zu kommunizieren. Von der geschnitzten Flöte bis zu Musik aus dem Computer war es ein langer Weg, aber worum es geht, vielleicht um Liebe, Trauer, Glück, Arbeit…, das ist zeitlos.

Religion und Spiritualität sind auch etwas, was Menschen aller Zeiten beschäftigt. Auch in der Bibel wird immer wieder gesungen und Musik gemacht. Es wird erzählt, wie Feste gefeiert werden, wie spontan ein Dank- oder Loblied erklingt, wie Musik zu Ehren Gottes gemacht wird. Die Psalmen - eine große Liedersammlung.

Kirchenmusik ist so alt oder jung und so vielfältig wie wir sie machen. Und jeder kann mitmachen. Dafür muss man nichtmal Noten lesen können. Und wer nicht singen mag, der kann klatschen, schnipsen, wippen… oder einfach nur zuhören und zuschauen. Musik geht immer.

Mein persönliches Gefühl

Religion und Musik haben eine enge Verbindung. Vielleicht, weil _beides_ so viel mit Fühlen zu tun hat; mit etwas, was man nicht sehen oder anfassen kann, sondern das andere Wege verwendet. Und über diese das Herz berührt.

Ich mag die vielen Formen, die Kirchenmusik haben kann. Die Psalmen haben so viel Poesie, das ist einfach wunderbar. Gregorianischer Gesang - naja, brauche ich nicht jeden Tag und auch nicht jede Woche, aber wenn sie mir begegnet, dann ist sie auch toll, weil sie so besonders ist.

Taizé, Hagios, Gotteslob, Junges Gotteslob, Gospel, Chor in den verschiedensten Formen, „moderne Lobpreismusik“ oder wenn einer der Organisten unserer Pfarrei mal wieder etwas spielt, wozu ich nur staunen kann, was man mit einer Orgel eben auch für Musik machen kann… so viele Formen, so viele (und oft positive) Emotionen, so viel Leben. Und so viele Möglichkeiten zum Mitmachen, zum gemeinsamen Singen oder Hören.

Kirchenmusik ist großartig. (LS)