Der Sonntagsgottesdienst (2)

von Harald Schwalbe

"Stehen, Sitzen, Knien: während des Gottesdienstes wechselt das die ganze Zeit. Weshalb bleibt man nicht einfach nur sitzen?"

Wir feiern Gottesdienst "mit Leib und Seele". Es gibt gemäss der katholischen Liturgie drei Haltungen im Gottesdienst: das Stehen, das Sitzen und das Knien.

Stehen

Das Stehen drückt Bereitschaft und Hochachtung aus.

Mit Bereitschaft ist gemeint, dass die Gemeinde bereit ist, im Gottesdienst Christus zu begegnen. Sie ehrt ihn, indem sie sich beim Einzug erhebt und während der Eröffnung der Messe stehen bleibt.

Das Stehen zeigt auch an, dass wir Menschen vor Gott frei sind.

Sitzen

Das Sitzen, zum Beispiel, wenn die Lesungen vorgelesen werden, drückt konzentrierte Aufnahmebereitschaft aus.

Knien

Das Knien während der Verwandlung ist eine Verneigung vor dem großen Geheimnis der Eucharistie und der Anbetung Christi. Dahinter steckt ein Geheimnis des Glaubens:

Der Mensch kann sich klein machen, weil ihn Gott groß macht.

Mein persönliches Gefühl mit diesem liturgischen Element

Mir sind die vielen Gebetshaltungen ganz wichtig.

Wenn ich aufstehe, ist mein Gebet anders als wenn ich sitze. Dass ich im Stehen frei bin vor Gott, ist eine große Zusage.

Wenn ich knie, dann werde ich demütig, komme mehr zu mir, nehme mich aus der normalen Situation heraus. Das ist mir wichtig.

Das Sitzen ist dann auch was Konzentriertes, auch das sehr schön.



Der richtige Platz während des Gottesdienstes


"Der Pfarrer wechselt häufig den Platz in der Kirche. Woher kommt das?"

Als erstes geht der Pfarrer zu seinem Sitz. Dieser Sitz ist manchmal ganz vornehm, manchmal auch unscheinbar. Wenn man genau hinschaut, dann sieht man auch in unserer Kirche St. Bonifatius, dass es vorne im Altarraum einen kleinen Sitzplatz gibt, der anders ist als die anderen Sitze.

Dieser Sitzplatz hat symbolischen Charakter, denn am Beginn der Messe stehen ja der Pfarrer und die Gemeinde ganz lange.

Der Sitz des Vorstehers des Gottesdiensts hat die Bedeutung eines Lehrstuhls. Wer dort Platz nimmt, zeigt damit an, dass er für diesen Gottesdienst die Rolle des Verkünders und Auslegers des Wortes Gottes übernimmt.

Mein persönliches Gefühl mit diesem liturgischen Element

Ich finde dieses liturgische Element in St. Bonifatius sehr schön umgesetzt. Nur im zweiten Blick erkennbar.

In manchen anderen Kirchen mag ich es gar nicht, weil dann die Hierarchie des Pfarrers/Bischofs zu sehr betont wird.