Licht an! ... mit Leuchten, Spots und Strahlern.

von Livia Sold

Was ist besonders daran, einen Kirchenraum hell zu machen?

Kirchenräume haben als Orte der Nähe zu Gott eine besondere Funktion, und Licht ist deshalb sehr wichtig in diesen Räumen. Licht symbolisiert Gott und Jesus Christus ist „das Licht der Welt“.



Warum sehen die Deckenleuchten von St. Bonifatius so ungewöhnlich aus?

Die Leuchten der neuen Bonifatiuskirche wurden extra für diesen Kirchenraum entworfen und hergestellt. Sie nehmen Bezug auf den Namensgeber der Kirche, den heiligen Bonifatius. Er wurde auf einer Missionsreise bei einem Überfall getötet und soll sich der Legende nach ein Buch mit theologischen Texten über den Kopf gehalten haben, um sich vor den Schwerthieben der Angreifer zu schützen. Das Buch ist Teil des Fuldaer Domschatzes und gab die Inspiration für die Gestaltung der Leuchten.

Die gefaltete Form soll an Buchseiten erinnern und die Leuchten haben jeweils fünf Einschnitte und ein Loch, genau wie das Bonifatius-Buch. Die Einschnitte bieten den Platz für die Leuchtmittel, das Loch für den Stab, mit dem die Leuchten an der Decke befestigt sind. So erklärt es der Entwerfer der Leuchten, Andreas Schönwandt, in einem Beitrag in der Festschrift zur Weihe der neuen Kirche am 1. Februar 2015. Und er weist darauf hin, dass wie in der Gemeinschaft einer funktionierenden Gemeinde jede Leuchte eine eigene Funktion hat, aber allein nicht ausreicht, um den Raum auszuleuchten. So wie jede Leuchte nur in Verbindung mit den anderen die Aufgabe erfüllen kann, so sei es auch in der Gemeinde - dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile.

Licht - macht es noch was anderes als „hell“?

Moderne Lichttechnik macht es möglich, einen Raum nicht nur hell zu machen, sondern seine Wirkung grundlegend zu beeinflussen. Die Lichtverteilung in St. Bonifatius ist zunächst einmal so ausgerichtet, dass der Altarraum betont wird. Lichtfarbe und Lichtintensität lassen sich dabei aber in mehreren Lichtszenarien unterschiedlich regeln.

Einige Male bereits war unser Kirchenraum außerdem in besonderer Weise erleuchtet - transportable Leuchten, die sogar in unterschiedlichen Farben Licht machen können, ermöglichen diese Effekte. Zu besonderen Gebetszeiten und -anlässen, aber auch zu Ausstellungen im Kirchenraum dienten sie dazu, die Aufmerksamkeit der Besucher zu lenken und dem Raum eine besondere Stimmung zu geben.

Das Bild zeigt sogar nochmal was ganz Besonderes: Im November 2018 wurde unsere Kirche zum Ort für eine Ausstellung von Dorte Sukavi, die Kunst mit Licht und Glas macht. Eine ganz besondere Atmosphäre - auch das kann Licht im Kirchenraum.

Kerzenlicht ist doch irgendwie ursprünglicher...

Eine Erzählung in meiner Familie besagt, dass meine Urgroßmutter versucht haben soll, die Glühbirne auszupusten, als ihre Wohnung in den 50er Jahren elektrisches Licht bekam. Als Kinder hatten wir viel Spaß mit dieser Erinnerung.

Heute ist eine „normale“ Kirche ohne elektrisches Licht praktisch nicht mehr vorstellbar. Und so schön Gebet, Gesang, Gottesdienst bei Kerzenlicht ist, so wenig möchte ich darauf verzichten, dass unsere Kirche so schön hell ist, wie sie es eben ist und zwar auf Knopfdruck und ohne tropfendes Wachs und die Risiken brennender Kerzen. Elektrisches Licht stellt ja überhaupt erst den Unterschied her und lässt die Verwendung von Kerzen im dunklen Kirchenraum zu etwas Besonderem werden.

Mein persönliches Gefühl

Ich mag die Bonifatius-Leuchten ganz gerne. Sie passen in den Raum und machen ihn angenehm hell. Außerdem mag ich es, wenn etwas mit Bedacht getan wurde. In den Leuchten steckt Herz und Beschäftigung mit der Sache, es wurde darüber nachgedacht, was sie sein können - nicht nur Blech und Strahler, sondern ein Hinweis und eine „Übersetzung“ dieser Geschichte über den heiligen Bonifatius.

Besonders gefällt mir der Verweis des Lichtgestalters darauf, dass erst die Leuchten zusammen ihre Aufgabe erfüllen können. Eine allein kann es nicht, und das ist wie mit den Menschen in der Gemeinde. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.