Was bleibt?

von Livia Sold und Harald Schwalbe

Was bleibt, wenn die Kirchen geschlossen oder leer oder fast leer sind? Was bleibt von all der Liturgie, die sich über die Jahrhunderte entwickelt hat? Die wir als gesetzt, geregelt, vorgeschrieben, üblich, eingeübt, normal - oder sogar unverzichtbar und unveränderlich halten?



Gottes Wort

Auf dem Altar in St. Bonifatius liegt in diesen Tagen die Bibel auf dem Altar. Das Lektionar des aktuellen Lesejahres, aufgeschlagen an der Stelle, die wir am Sonntag zum Evangelium hören würden.

Das Wort Gottes, das bleibt.

Licht

Das ewige Licht, das wird auch am Leuchten gehalten. Zu den Zeiten, zu denen die Kirche geöffnet ist, wird oft auch die Osterkerze entzündet. Der Kirchenraum ist hell, wenn die Kirche offen ist. Besucher, die zu den Zeiten der „Offenen Kirche“ kommen, zünden manchmal ein Licht an der Marienfigur an.

Das Licht steht für unsere Verbindung mit Gott, und im Gebet mit den Menschen.

Das Licht, das bleibt auch.

Menschen

Es sind Menschen, die das tun. Die das Buch bereit legen. Und es umblättern. Die Kerzen anzünden. Die die Kirche auch jetzt: Öffnen, schließen, sauber machen, aufräumen, umräumen, instand halten…

Die sich auch darum kümmern, dass christliches Leben stattfindet - in kleinen Begegnungen, im digitalen Raum, in vielen neuen Formen. Das Kirchenjahr findet statt und es gibt Menschen, die sich dafür einsetzen, dass es so ist.

Wir haben nicht einfach zugemacht. Keine Geschäftsaufgabe.

Menschen bleiben.

Erinnerung

Wir werden uns erinnern. Ich hoffe, dass wir bald auf diese Zeit zurückblicken wie auf einen Traum, bei dem man froh ist, aufgewacht zu sein.

Wir werden uns erinnern, wie es kam, wie es war, wie es ging. Hoffentlich werden wir lachen, wie wir aussahen, mit Masken und seltsamen Haarlängen.

Wir werden uns erinnern an Angehörige, Freunde, Bekannte, die das "danach" nicht mehr erleben durften.

Vielleicht werden wir uns erinnern, wie klein der Mensch ist.

Erinnerung wird bleiben.

Hoffnung

Wir können uns gemeinsam dafür einsetzen, dass die Pandemie überwunden wird. Und hoffen, dass es gelingt. Am besten bald.

Hoffnung, so sagte mal jemand zu mir (LS), ist: "Eine feste innere Zuversicht. Dass es gut wird."

Eine feste innere Zuversicht.

Hoffnung bleibt.

Liturgie

Die liturgischen Worte und Handlungen werden gerade seltener und unter besonderen Rahmenbedingungen gesprochen und ausgeführt. Vielen fehlen Gemeindeleben und Gottesdienste schmerzlich. Trotzdem: Gott braucht keine große Bühne oder eine bestimmte Form, in der er „zelebriert" wird.

Was erlebbar ist, das sind vor allem Menschen, die von Gottes Wort berührt sind und das auch in dieser Zeit zum Ausdruck bringen. Liturgie bedeutet „öffentlicher Dienst“. Ja, und damit ist klar: Liturgie findet statt, auch jetzt, als öffentlicher Dienst.

Liturgie ist auch immer noch da. Stiller. Anders. Aber doch, immer wieder und überall, wenn wir sie tun.

Liturgie bleibt.

Mein persönliches Gefühl

Es ist ein Kreis, der sich schließt. Das Wort Gottes berührt und es kann nicht verborgen bleiben. Wer es hört und sich berühren lässt, der teilt, was ihm gegeben wurde.

Mich berührt das auch. (LS)

Mein persönliches Gefühl

Ich frage mich, was wichtig ist in dieser Zeit der Pandemie:

Doch wahrscheinlich die Mitmenschlichkeit, das Warten, das Beten, die Fürsorge für andere.
Die Geste im Kleinen - Solidarität zeigen mit den Krankenpersonal, mit denen, die unter dem Lockdown leiden.
Mit den Politikern, die für unsere Gesellschaft Entscheidungen treffen müssen.

Für die Gestorbenen sollen wir beten, für die Kranken, für die Alleingelassenen. (HS)