Eucharistie - die eucharistische Liturgie (1)

von Harald Schwalbe

Seit 2000 Jahren wird weitergegeben, was am Abend vor der Kreuzigung von Jesus Christus geschah.

Jesus isst am Abend mit seinen Freunden - sicher hat so etwas nicht nur einmal stattgefunden. Aber es war ein besonderes Essen, denn Jesus verknüpfte Brot und Wein mit seiner Person und seinem bevorstehenden Tod. Seine Freunde verstanden wohl erst später, was da geschah. Aber dann machten sie es zu einem festen Bestandteil aller ihrer Treffen, so wie Jesus es ihnen erklärt und aufgetragen hatte.

Die Feier der Eucharistie ist der wichtigste Teil des katholischen Sonntagsgottesdienstes. Vieles ist symbolhafte Handlung, anderes sehr wörtlich zu verstehen - insgesamt ist es ein Teil des Gottesdienstes, der sich nicht ohne Weiteres erschließt.



Die Eucharistiefeier ist doch sehr katholisch?

Ja und nein – zusammen mit den lutherischen Protestanten „glauben“ Katholiken, dass der Herr in dem in der Eucharistie gewandelten Brot und Wein wirklich gegenwärtig ist.

Sie glauben, dass in der Eucharistie die Liebe Gottes und der Bund Gottes mit allen immer wieder erneuert wird. Und dass hier viele liturgische Elemente dieses zentrale Glaubensgeschehen unterstützen wollen, ist sehr verständlich.

Mein persönliches Gefühl mit diesem liturgischen Element

Für mich ist die Eucharistiefeier und ihre Bedeutung und wöchentliche Wertschätzung der zentrale Grund, katholisch zu sein und bleiben zu wollen.

Und ich wünsche mir, diese Eucharistie mit allen meinen Brüdern und Schwestern feiern zu können, egal, in welcher Religion, in welcher ehelichen Situation und in welchen Lebensumständen sie leben.

Was müssen denn die Messdienerinnen und Messdiener bei der Eucharistie alles machen?

Die eucharistische Liturgie beginnt mit der Gabenbereitung. Der Kelch, die Hostienschale, Wasser und Wein werden zum Altar gebracht.

Einige Messdienerinnen oder Messdiener holen die Gaben von einem kleinen Tischchen. Das Tischchen heißt „Kredenz“. Dies ist ein Zeichen dafür, dass alle Gaben der versammelten Gemeinde zum Altar gebracht werden.

Andere Messdienerinnen oder Messdiener gehen mit Körbchen durch die Reihen und wer will, kann etwas Geld hineingeben. Diese Geldsammlung, die Kollekte, wird für die Gemeindearbeit oder für soziale Zwecke verwendet.

Mein persönliches Gefühl mit diesem liturgischen Element

Für mich ist der Aspekt der Gemeinschaft etwas ganz Besonderes. In meiner Heimatgemeinde wie in den Gottesdiensten in anderen Ländern.

Ich bringe mich mit allem, was ich bin, vor Gott. Er nimmt die Gaben meiner Nächsten und meine Gaben an; ohne zu wissen, was meinen Nächsten berührt, drückt sich Gemeinschaft in diesem Element aus.

So wie Wein und Brot zu Leib und Blut Jesu Christi wird, so verwandelt sich die Gemeinde zum einen Leib des Herrn. Und natürlich ist auch die Kollekte ein Zeichen solidarischen, karitativen Handelns.

Welche Gebete spricht der Priester, wenn er den Kelch und die Hostienschale hochhält?

Der Priester spricht: „Gepriesen bist du, Herr, unser Gott, du schenkst uns das Brot, die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit. Wir bringen dieses Brot vor dein Angesicht, damit es uns zum Brot des Lebens werde. Gepriesen bist du in Ewigkeit, Herr, unser Gott.“

Das Gebet spricht der Priester allein – manchmal fast unbemerkt, denn oft singt die Gemeinde in der Zeit ein Lied zur Gabenbereitung.

Das Gebet erinnert an kurze Dankgebete aus dem Judentum. Im Hebräischen heißen diese Dankgebete „Berakha“, was Lob bedeutet. Alles, was wir haben, ist Geschenk Gottes, so der gläubige Jude.

Danach ruft der Priester die Gemeinde zur Teilhabe auf: „Lasset uns beten!“ Die Gemeinde steht auf, und der Priester bittet um die Heiligung der Gaben.

Mein persönliches Gefühl mit diesem liturgischen Element

Der Wechsel zwischen leise Gebetetem und gemeinsamen Gebet, das mit dem „Lasset uns beten!“ eingeleitet wird, finde ich wunderschön.

Wenn das „Lasset uns beten!“ ertönt, beginnt meine Versenkung in diese Eucharistiefeier.

Dann kommt das lange Gebet, was hat es damit für eine Bewandtnis?

Es beginnt dann das eucharistische Hochgebet. Es hat viele formelhafte Wendungen. Es enthält Dank, Lob und Bitte. Es blickt auf Vergangenes, auf das gerade Gegenwärtige und auf die Zukunft.

Das Hochgebet beginnt mit der Präfation, ein kurzer Wechselgesang zwischen Priester und Gemeinde. Sie mündet in das Sanctus, das Heilig, die Einladung, dem Herrn zusammen mit den himmlischen Mächten Lob und Preis zu singen.

Das Sanctus beginnt mit dem dreimaligen „Heilig“-Ruf und endet mit dem Jubelruf „Hosanna in der Höhe“. Das alles geht zurück auf eine Vision des Propheten Jesaja: „Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen. Erfüllt ist die ganze Erde von seiner Herrlichkeit.“

Mein persönliches Gefühl mit diesem liturgischen Element

Ich spreche diese Gebete seit meiner Erstkommunionsfeier, als ich 9 Jahre alt war.

Für mich leitet das Sanctus das Allerheiligste der Eucharistiefeier ein, die Wandlung. Es ist der Moment, an dem für einen Moment alles auf Gott und mich fokussiert.

Am Ende des Sanctus knie ich.

Wenn der Priester sagt: „Geheimnis des Glaubens“ – was bedeutet das?

Wenn der Priester sagt: „Geheimnis des Glaubens“, dann antwortet die Gemeinde: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“

Die Eucharistiefeier ist ein „Geheimnis des Glaubens“. Und so entzieht sich vieles dem Intellekt, und ist doch nicht gegen den Intellekt gestellt. Es ist ein Geheimnis meines Glaubens.

Mein persönliches Gefühl mit diesem liturgischen Element

Tod und Auferstehung Jesu Christi und sein Wiederkommen – dies sind Kerninhalte des christlichen Glaubens, „ein Geheimnis unseres Glaubens“.

Für mich ist wichtig, dass diese Eucharistiefeier und und die Frage, was ich glauben kann, keine Prüfung Gottes meiner Frömmigkeit sind, ob ich fromm genug bin.

Gott verlangt nicht, dass ich all dies wirklich benennen, bekennen, umfänglich vertreten kann. Gottes Liebe ist geschenkt ohne Leistungskatalog irgendeiner Frömmigkeit.

Die immer wieder gleichen Elemente beruhigen mich zutiefst. Ich kann mitmachen, ohne dass ich mich rechtfertigen muss, wie es mit meinem Glauben steht. In der Wiederholung liegt Zuversicht, aus der Wiederholung strömt Ruhe und Gelassenheit.

Es endet mit einem komplizierten Satz, der Schlussdoxologie - Was versteht man unter der „Schlussdoxologie“?

Alle Gebete, Bitten und die Wandlung fließen ein in das Lob des dreifaltigen Gottes: „Durch ihn und mit ihm und in ihm ist, dir, Gott, allermächtiger Vater, in der Einheit des Heiligen Geistes Herrlichkeit und Ehre jetzt und in Ewigkeit. – Amen.“

Dieses Element nennt man Schlussdoxologie. Die Gemeinde bekräftigt das Hochgebet mit dem zustimmenden Amen.

Mein persönliches Gefühl mit diesem liturgischen Element

Kann ich immer Amen sagen zu allem, was im Hochgebet gebetet wird? Nein, nicht immer.

Aber mit der Gemeinde gelingt es mir, weil wir uns gegenseitig helfen. Das, was mir heute schwerfällt, eine andere, ein anderer sagt das Amen für mich. So wie ich Amen sagen kann zu Dingen, bei denen andere ihre Schwierigkeiten haben.

All dies ein Geheimnis des Glaubens.