Eucharistie - die eucharistische Liturgie (2)

von Harald Schwalbe und Livia Sold

Die Eucharistie als Herzstück der Gottesdienstfeier beschäftigt uns noch einmal beim Kirchenkram.

Bei der Wandlung werden das Brot und der Wein zu Leib und Blut von Jesus Christus. Der Weg zu diesem Geschehen wird von Gebeten und Gesängen der Gemeinde begleitet, die einen festen Platz im liturgischen Ablauf haben. Das Sanctus und das Agnus Dei sind zwei wichtige Teile davon.

Über diese Schritte kommen wir dazu, dass wir in jedem Gottesdienst das letzte gemeinsame Essen von Jesus mit seinen Freunden nacherleben. Und sie bringen uns schließlich zu dem Teil des Gottesdienstes, der für die meiste Bewegung in einer „normalen“ Messe sorgt: Die Kommunionausteilung.



Die Gabenausteilung: wie geht das eigentlich?

Der Pfarrer teilt das gewandelte Brot und den gewandelten Wein an die um den Altar Versammelten aus. Dann teilen die Kommunionhelferin, der Kommunionhelfer und der Pfarrer das gewandelte Brot an die Gemeinde aus.

Die Gemeinde kommt zum Altar. Das Brot wird entweder in die geöffneten Hände gelegt oder es wird auf die Zunge gelegt. Manche Gläubigen wollen die Kommunion kniend empfangen. Die Gläubigen, die die Kommunion empfangen haben, können sich in Richtung des Kreuzes oder des Tabernakels verneigen.

Die Gemeinde geht danach zurück auf ihren Platz und hält inne, geht in die Stille. Dazu wollen sich viele Gläubige knien, um sich ganz auf das Geheimnis der Eucharistie einzulassen. (HS)

Mein persönliches Gefühl mit diesem liturgischen Element

Bei allem gibt es kein „richtig“ und „falsch“. Die Gabenausteilung verbindet die Gemeinde; wir alle gehen gemeinsam zur Eucharistie – Jesus ruft uns und schenkt sich uns.

Und gleichzeitig lädt mich die Eucharistie ein, ganz in meinen persönlichen Glauben einzutauchen. Dies ist für mich wunderschön. (HS)

Sanctus - Heilig

Heilig - ein Wort, das von vielen unmittelbar mit allem verbunden wird, was mit Gott und Kirche zu tun hat. Das Sanctus steht am Beginn des Hochgebets und ist das erste Element, bei dem die Gemeinde aktiv mittun kann am zentralen eucharistischen Geschehen der Wandlung.

Meistens wird ein Lied gesungen, der Text kann aber auch „nur“ gebetet werden. Besonders ist dabei, dass das Wort „heilig“ in einer dreifachen Wiederholung erscheint. Es gibt mehrere Interpretationen, was damit gemeint ist - zum Beispiel, dass hier die Dreifaltigkeit Gottes angesprochen wird oder man damit wie über Stufen "zu Gott hinauf" geht.

Die Gemeinde singt das Sanctus so oft, dass es viele Versionen davon gibt, die auch in besonderen Gottesdiensten einen Akzent setzen.

Die dreifache Heiligung Gottes zu Beginn des Hochgebets ist ein zentraler Teil der Liturgie. (LS)

Mein persönliches Gefühl mit diesem liturgischen Element

Heilig… ein schwieriges Wort. Oft wurde und wird es in zweifelhaften Zusammenhängen verwendet. Was ist heilig? Was ist denn _mir_ heilig? Es geht um etwas Kostbares, Unberührbares. Mit den Worten:  „Das ist mir heilig.“ drücke ich aus, dass mir etwas im Tiefsten wichtig ist und nicht leichtfertig behandelt werden soll.

Für mich ist die dreimalige Wiederholung des Heilig eine Aussage mit einer Bestätigung und noch einer Bestätigung. Soviel Betonung zeigt: Es ist ernst. Und ja, es ist ernst gemeint. Und trotzdem ein Jubelruf.

So soll es für mich sein. Freude über Gottes Größe, total ernst gemeint. (LS)

Agnus Dei - Das Lamm Gottes

Eine sehr alte Metapher setzt für Jesus das Symbol des Opferlammes ein. In der christlichen Kunst wird Jesus oft so symbolisiert.

Das Lamm als Opfertier erscheint in vielen biblischen Erzählungen, z.B. spielt es eine wichtige Rolle in der Geschichte des Auszugs des Volkes Israel aus Ägypten und hat deshalb bis heute Bedeutung im darauf zurückgehenden jüdischen Pessach-Fest.

Das „Lamm Gottes“ als liturgisches Element ist als gesungenes oder gesprochenes Gebet ein weiterer wichtiger Teil der Wandlung.

Zu dem Zeitpunkt, an dem es gesungen oder gesprochen wird, ist die Wandlung bereits erfolgt, Jesus ist in Brot und Wein anwesend und viele Christen knien dabei. Wie im Sanctus gibt es eine dreimalige Wiederholung. Das Lamm Gottes wird dreimal angesprochen, zweimal mit Bezug auf die Erlösung von Sünden, und den Abschluss bildet die Bitte um Frieden. (LS)

(Photo by Joshua Eckstein on Unsplash)

Mein persönliches Gefühl mit diesem liturgischen Element

Lamm Gottes, Du nimmst hinweg die Sünde der Welt, gib uns Deinen Frieden.

Ich richte meinen Blick auf den, der die Sünde einfach „wegnimmt“ und bitte: „Gib uns Deinen Frieden.“ Das ist sehr konkret und spezifisch - ich bitte um den Frieden Gottes, der alles und jeden umfasst und zur Ruhe kommen lässt.

Ich bitte um inneren Frieden für mich und um Frieden in meinen Beziehungen zu allen Mitmenschen, wenn ich dieses Gebet spreche oder singe. (LS)

Die Rolle der Ministranten

Messdiener sind mittendrin im liturgischen Geschehen. Sie übernehmen wichtige Handlungen im Ablauf und unterstützen in vielfältiger Weise, nicht nur während der Wandlung.

Nach dem Abschluss des Wortgottesdienst-Teils haben die Messdiener eine Menge zu tun. Brot, Wein und Wasser werden zum Altar gebracht. Die Kollekte wird eingesammelt. Noch einmal Wasser und ein Trockentuch für die symbolische Reinigung der Hände des Priesters werden benötigt. Die Schellen werden geläutet, wenn die Wandlungsworte gesprochen wurden.

Nach der Kommunionausteilung folgen weitere Schritte, bis der Altar wieder abgeräumt ist. Erneut wird das Wasserkännchen benötigt, Kelch und Hostienschale werden zurück zur Kredenz gebracht, wo sie zu Beginn der Eucharistiefeier standen.

Beim Friedensgruß, wenn sich viele die Hand geben und den Frieden Gottes zusprechen, sind sie eine willkommene Verbindung zwischen dem  Geschehen am Altar und der Gemeinde im Kirchenraum und vermitteln auch insgesamt den Eindruck, dass der Priester eben nicht allein am Altar steht, sondern Teil eines Teams ist, wie man heute so sagt. (LS)

Mein persönliches Gefühl mit diesem liturgischen Element

Ich, Livia, war selbst Messdienerin und ich war sehr froh, das sein zu dürfen. Es ist noch gar nicht so lange her, da war es nicht selbstverständlich, dass Mädchen Messdiener sein dürfen.

Für mich war es die Befreiung aus der Kirchenbank. Endlich nicht mehr nur stillsitzen, sondern etwas tun dürfen, sogar Herumlaufen - großartig. Mehrfach durch den Altarraum, zur Gabenbereitung und Kollekte sogar durch die ganze Kirche. Es hat mir den sonntäglichen Kirchgang deutlich erträglicher gemacht.

Heute freue ich mich, wenn ich die Messdiener sehe. Erstens sehen sie würdevoll aus in ihren Gewändern. Und zweitens ist es schön, dass es so viele Möglichkeiten gibt, im Gottesdienst eine aktive Rolle zu übernehmen - sogar für Kinder.

Messdiener sind für mich nicht nur Dekoration. Sie sind Teil einer Gemeinschaft, die Zukunft hat, weil in ihr Menschen heranwachsen, die wissen, dass sie einen Platz darin haben, dass sie darin gewollt sind und dass es auf sie ankommt. Wenn das gelingt, dann können sie den Sonntagsgottesdienst vielleicht sogar wertvoll und bereichernd statt nur erträglich finden. Ob nun als Kinder oder Erwachsene. (LS)